Sonntag, 17. Januar 2010

Liste dulotischer Ameisen

Duloten sind "Sklavenhalter-Ameisen", fakultative sind nicht auf Sklaven angewiesen, obligate dagegen schon. Raubzüge finden in unterschiedlicher Weise statt.

Fakultative Duloten:
Raptiformica sanguinea [siehe Bild- Fotograf der Bilder war April Nobile, auch unter AntWeb.org und AntWeb.org einsehbar]- Sklaven sind stets Ameisen der Gattung Serviformica. Heereszüge ziehen zum Nest und attakieren es direkt.

Frontal:

File:Formica sanguinea casent0173153 head 1.jpg

Dorsal:

File:Formica sanguinea casent0173153 dorsal 1.jpg

Obligatorische Duloten:
Harpagoxenus americanus
Sklaven sind Ameisen der Gattung Leptothorax/Temnothorax- das Nest wird belagert, aus dem Nest herauskommende Ameisen werden getötet- sind die meisten tot, wird das Nest direkt angegriffen: Gruppenrekrutierung!

Harpagoxenus canadensis [siehe Bilder- Fotograf war April Nobile, auch unter AntWeb.org einsehbar AntWeb.org]
Sklaven sind Ameisen der Gattung Leptothorax/Temnothorax- das Nest wird belagert, aus dem Nest herauskommende Ameisen werden getötet- sind die meisten tot, wird das Nest direkt angegriffen. Tandemlauf.

Frontal:

File:Harpagoxenus canadensis casent0178586 head 1.jpg

Dorsal:

File:Harpagoxenus canadensis casent0006075 dorsal 1.jpg

Harpagoxenus sublaevis [siehe Bild- Fotograf war April Nobile, auch unter und AntWeb.org einsehbar]
Sklaven sind Ameisen der Gattung Leptothorax und innerhalb der Gattung bei den Arten L. gredleri, L. acervorum und L. muscorum- das Nest wird belagert, aus dem Nest herauskommende Ameisen werden getötet- sind die meisten tot, wird das Nest direkt angegriffen. Tandemlauf.

Frontal:

File:Harpagoxenus sublaevis casent0178588 head 1.jpg

Dorsal:

File:Harpagoxenus sublaevis casent0178588 dorsal 1.jpg

Polyergus rufescens [siehe Bild- Fotograf war April Nobile, auch unter AntWeb.org und AntWeb.org einsehbar] Sklaven sind Ameisen der Gattung Formica, Heereszüge ziehen zum Nest und attackieren es direkt, Propagandapheromon, deswegen finden nur wenige Kämpfe statt.

Frontal:

File:Polyergus rufescens casent0010688 head 1.jpg

Dorsal:

File:Polyergus rufescens casent0010688 dorsal 1.jpg

Myrmoxenus ravouxi = Epimyrma ravouxi = Epimyrma goesswaldi [siehe Bild- Fotograf war April Nobile, auch unter AntWeb.org und AntWeb.org einsehbar ]
Sklaven sind Ameisen der Gattung Temnothorax - das Nest wird belagert, aus dem Nest herauskommende Ameisen werden getötet- sind die meisten tot, wird das Nest direkt angegriffen. Gruppenrekrutierung!

Frontal:

File:Myrmoxenus ravouxi casent0173641 head 1.jpg

Dorsal:

File:Myrmoxenus ravouxi casent0173641 dorsal 1.jpg

Rossomyrmex proformicarum [ARNOLDI] (siehe Bild- Fotograf war April Nobile, auch unterAntWeb.org und AntWeb.org einsehbar)
Sklaven sind Ameisen der Gattung Proformica, innerhalb der Gattung P. nasuta [NYLANDER].

Frontal:

File:Rossomyrmex proformicarum casent0178514 head 1.jpg

Dorsal:

File:Rossomyrmex proformicarum casent0178514 dorsal 1.jpg


Die Liste ist noch sehr unvollständig und umfasst längst nicht alle Dulotisch lebenden Arten- die Benennung von Epimyrma in Myrmoxenus ist allerdings sehr umstritten und in den meisten Arbeiten wird noch der Gattungsname Epimyrma vorzufinden sein.

Ergänzungen und Hinweise auf Fehler gern gesehen.

Ein kleiner Review zu Harpagoxenus sublaevis.

Ein kleiner Review zu Harpagoxenus sublaevis.

File:Harpagoxenus sublaevis casent0178588 dorsal 1.jpg

Bild: Die Aufnahme ist von April Nobile und auch unter der Seite AntWeb.org einsehbar.

Auch einsehbar unter: http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/37969-harpagoxenus-sublaevis-begattung-gr-ndung-und-raubzugverhalten.html

H. sublaevis ist, wie beispielsweise Polyergus rufescens, eine dulotische Ameise, das heißt, sie veranstaltet gelegentlich Raubzüge bei bestimmten Arten [L. gredleri, L. acervorum und L. muscorum].

Die Größe beträgt bei den Arbeitern 3,5-4mm, bei den Königinnen 4,7-5, 7mm, und bei den Männchen 3,7- 4, 5 mm. Der Körper der Arbeiter ist mit goldgelben Borsten bewachsen, die Mandibeln sind kneifzangenartig.

H. sublaevis benötigt Hilfsameisen, die in allen Fällen zu der Gattung Leptothorax gehören.

Harpagoxenus sublaevis ist monogyn- die Gründung kann nicht in Pleometrose erfolgen, wie der Seifert irrtümlich sagt! Ein Fehler, allerdings nur von sehr wenigen. Eine Königin bleibt übrig- das Alter von Harpagoxenusköniginnen wird hierbei auf 10 bis 15 Jahre geschätzt.

Nestdichte

Nestdichten von 6-10 Nestern pro 100 Quadratmeter bei Wirtsdichten von 200 Nestern pro 100 Quadratmeter.

Schwarmflug und Begattung

Ein richtiger Schwarmflug findet nicht statt. In nahezu allen Fällen sind die Jungköniginnen ungeflügelt, die Männchen allerdings geflügelt. Die Gyno,- und Intermorphen stellen sich in Nestnähe auf und locken die Männchen mittels einem Sexualpheromon aus der Giftdrüse an. Dies wird auch als "Locksterzeln" oder im Englischen als "female calling" bezeichnet. Die Verhängung ist nach etwa 1 Minute beendet- das Männchen sinkt hintenüber- Die begattete Jungkönigin dreht sich nun so, dass sie dem Männchen in die Gaster beißen kann. Der folgende Link führt zu einem Beispielbild:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/...pagoxenus5.jpg
[Im Seifert auf Seite 23 findet sich auch eine passende Aufnahme!]

Die Königin wird nur einmal begattet, die Männchen können bis zu etwa 10 Jungköniginnen begatten- dies macht Sinn, da in der Nähe des Nestes in nächster Nachbarschaft ungefähr 10- 20 Weibchen auf einmal sterzeln können.

Nicht begattete Weibchen können ins Nest zurückkehren, und versuchen, sich während der nächsten 4-5 Wochen begatten zu lassen.

Gründung
1. Übernahme eines Nestes

Die Königin kann nicht eigenständig gründen, weswegen sie in ein Leptothoraxnest eindringt [in der Regel L. muscorum, L. acervorum, L. gredleri]. Sie trennt mit ihren kneifzangenartigen Mandibeln [http://www.ameisenwiki.de/index.php/...pagoxenus2.jpg] den Arbeitern die Extremitäten ab [Fühler, Beine]. Wichtig für den Erfolg der Übernahme ist auch ein Pheromon aus Dufourdrüse, mit dem verteidigende Arbeiter beschmiert werden- diese führen dann dazu, dass die Wirtsarbeiter mit den eigenen Nestgenossen Kämpfe austragen.

Die Harpagoxenuskönigin hat aber nicht immer Erfolg bei der Übernahme des Nestes- bei einer Koloniengröße von 30 Arbeitern bei dem angegriffenen Wirtsnest erreichen 50 % der Harpagoxenusköniginnen ihr Ziel nicht.

2. Adoption der Wirtsameisen,- brut und das Aufziehen eigener Arbeiter

Nicht alle Wirtsarbeiter müssen - wie weiter oben gesagt- von der eindringenden Königin getötet werden. Junge Arbeiter werden von der Königin oft als erste Sklaven adoptiert, ebenso wie die Brut des Wirtsnestes.

Ein Teil der Wirtsbrut entwickelt sich noch im selben Jahr zu "Sklaven", der Rest im folgenden. Laut Buschinger legt die Königin 8- 47 Tage nach Begattung die ersten Eier, im Schnitt also 19-20 Tage nach Begattung. Das erste Gelege umfaßt 20 Eier.

Raubzüge

Raubzüge beginnen bei H. sublaevis zwischen 10 und 15 Uhr. Findet ein Scout ein Wirtsnest der Art L. muscorum, L. acervorum oder L. gredleri, so läuft sie zum Nest zurück, im Nest selbst läuft sie unter Schüttelbewegungen umher, berührt andere Arbeiter mit den Antennen oder Beinen [gleicht der 2. Alarmstufe bei Leptothorax]und sterzeltvor dem Nesteingang mit erhobener Gaster und ausgestrecktem Stachel, bis eine andere Ameise sie berührt und ihr im Tandem folgt.

Beim Verlieren der Folgerin bleibt die Führerin stehen, sterzelt wieder und lockt so die Folgerin wieder an.

Beim Erreichen des zu ausraubenden Nestes bleibt die Führerin stehen- meistens dreht sie sich nun um und betastet die Folgerin mit den Antennen. Oft kehrt die Führerin dann zum Nest zurück, um weitere Ameisen zum Nest zu führen- die Folgerin kann nun auch zum Nest zurückkehren und weitere Ameisen zum Nest führen oder am Raubzug [es findet eine regelrechte Belagerung statt!] teilnehmen.

Zum auszuraubenden Nest geführte Arbeiter belagern das Nest nun regelrecht. Aus dem Nest herauskommende Leptothorax werden ohne Ausnahme getötet.

Ist der größte Teil der Kolonie getötet, dringen die Belagerer in das Neat ein, vertreiben oder töten noch lebende Arbeiter. Sie rauben Puppen und eventuell auch Larven.

Die Nester von Harpagoxenus sublaevis- Mischverhältnisse

Die Sklaven sind bei H. sublaevis meist in der Überzahl- im Schnitt fallen auf 1 Arbeiter von H. sublaevis 1, 66 Sklaven. Die Harpagoxenuskolonien hatten die Größe ihres Nestes durch Raubzüge vervielfacht, während andere Leptothoraxkolonien nicht mehr Arbeiter aufziehen als etwa die Hälfte der in den Nestern vorhandenen alten Arbeiterinnen.


Quellen

Die Ameisen Mittel,- und Nordeuropas, Bernhard Seifert
Die Zeitschrift "Insectes Socieaux", einige Artikel von Alfred Buschinger und Ursula Winter
Das Ameisenwiki zu H. sublaevis, Beitrag von Alfred Buschinger

Ich bitte aufmerksame Leser, denen Fehler auffallen sollten, mich mit Belegen darauf hinzuweisen! Ich versuche eine gewisse Richtigkeit beim Verfassen meiner Artikel an den Tag zu legen, trotzdem sind Fehler NICHT immer vermeidbar!

Eine Untersuchung zur Entstehung der Soldaten bei Pheidole pallidula

Eine Untersuchung zur Entstehung der Soldaten bei Pheidole pallidula

File:Pheidole.maculifrons.-.wheeler.svg

Bild: Das oben gezeigte Bild ist von W.M. Wheeler und zeigt den Kopf [a] und den Thorax [b] eines Soldaten der Art Pheidole maculifrons


Der folgende von mir verfasste Artikel ist auch unter http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/37841-die-entstehung-von-soldaten-bei-pheidole-pallidula.html zu finden.

Die folgenden Versuche wurden von dem Professoren an der Universität Breslau und dem Direktor des Zoologischen Instituts und Museums Wilhelm Goetsch und seinen Kollegen und Mitarbeitern durchgeführt.

Wie bekannt ist, können aus den Ersteiern einer jungen Kolonie auch bei starker trophogener Ausbildung keine Normalarbeiter oder Soldaten schlüpfen.

Aus den späteren Eiern einer Königin können Normalarbeiter oder Soldaten schlüpfen [die Geschlechtstiere wurden in die Versuche nicht mit einbezogen].
Dies hängt stark von trophogenen Faktoren ab. Als man beobachten konnte, dass Kolonien mit stärkerer trophogener Ausbildung mehr Soldaten hervorbrachten, wurde dies Anlaß zu einer Reihe von Versuchen.

Meistens wurde ein Volk in zwei Gruppen geteilt, mit den ungefähr gleichen Populations und Brutzahlen. Eine der Gruppen erhielt 10 Tage lang nur Zuckerwasser oder Honig, die andere Fleisch und Insektenteilchen. W. Goetsch fügt an, dass er aus Furcht vor zu einseitiger Ernährung dann allerdings die Nahrung wechselte.
Trotzdem hatte der Versuch Ergebnisse- da man schon vorher festgestellt hatte, dass etwa 25-27 Grad nötig waren, für 10 Tage in jedem Brutstatdium, ließ sich dann beim Auftreten der Soldaten errechnen, welche Entwicklungsphase mit einer Fleisch oder einer Zuckerfütterung zusammentrafen.

Die in solcher Weise durchgeführten Versuche zeigten, dass Soldaten immer nur dann auftraten, wenn ihre Larvenzeit mit Fleischfütterung zusammenfielen. In mehreren Versuchsläufen in den späteren Monaten konnte dies bestätigt werden.

Stets wurden also nur da Soldaten aufgezogen, wo Fleisch zur Verfügung stand.

Besonders eindrucksvoll, so Goetsch, waren die Ergebnisse nach einem Futterwechsel, das heißt dann, wenn Gruppen, die bis dahin Fleisch erhielten und Soldaten lieferten , Zucker bekamen, und umgekehrt. Schon nach kurzer Zeit ergab es sich dann, dass in Nestern, die nunmehr Fleisch erhielten, Riesenlarven heranwuchsen, aus denen dann Soldaten wurden.

Weiterhin konnte festgestellt werden, dass nur Larven, die nicht über 5 Tage alt waren, durch Fleischernährung Soldaten werden konnten.
Bei den bis jetzt beschriebenen Versuchen wurden als Fleisch Fliegen und Mehlwurmstückchen verfüttert. Als Zucker eine Zuckerlösung oder verdünnter Honig angeboten. Goetsch wollte nun prüfen, ob die chemische Zusammensetzung oder die Konsistenz des Futters eine wichtige Rolle für die Bildung von Soldaten spielten.
Der nächste Versuche ist vermutlich vorauszuahnen:

Beim nächsten Versuch wurde flüssiges Fleisch und fester Zucker verfüttert- die eine Gruppe erhielten nämlich Blut, ausgepreßten Fleischsaft und rohes Eiweiß, die andere Zuckerbröckchen.

Die Kontrolltiere dagegen bekamen Fleischbrocken von allen Tieren, die zur Blut und Fleischsaftgewinnung benutzt waren [Frosch, Kaninchen, Regenwurm….], sowie hartes Eiweiß; oder aber flüssigen Zucker.

Festgestellt wurde: Nur in Kolonien, die mit Fleischbrocken gefüttert wurden, wurden auch Soldaten hervorgebracht!
Bei Pheidole ließ sich auch beobachten, warum immer nur eine bestimmte Zahl von Soldaten schlüpfte. Man sah nämlich immer wieder, dass die Larven, welche zu Soldatenpuppen heranwuchsen, unmittelbar an den ihnen vorgeworfenen Nahrungsbrocken sitzenbleiben und selbstständig fressen.

Es ist verständlich, dass durch diese Besonderheit, Brocken der erbeuteten Tiere der Brut als Ganzes vorzuwerfen, einige Larven bevorzugt werden. Die wenigen, denen diese Behandlung zufällt, blieben oft tagelang an den Brocken und erhielten so sehr viel Nahrung.

Flüssige Nahrung füllen die Arbeiter aber in ihren Kropf und verteilen sie an sehr viele Larven, die dann aber auch nur sehr wenig Nahrung erhalten.
Die Fütterung von festem Zucker sorgte nicht für die Bildung von Soldaten, da die Arbeiter diese ableckten, bis ihr Kropf gefüllt war.

Fazit: Bekommen die Larven, die noch unter 5 Tagen alt sind, feste Nahrung, dann wachsen sie plötzlich stark und werden zu Soldaten. Werden sie allerdings aus dem Kropf gefüttert - Nahrung auf viele Larven verteilt-, werden sie zu Arbeitern.

Quellen:
"Die Staaten der Ameisen" von Wilhelm Goetsch, 1937

Ich bitte aufmerksame Leser, denen Fehler auffallen sollten, mich mit Belegen darauf hinzuweisen! Ich versuche eine gewisse Richtigkeit beim Verfassen meiner Artikel an den Tag zu legen, trotzdem sind Fehler NICHT immer vermeidbar!